Was steckt eigentlich alles hinter ReFood und den diversen Tochtergesellschaften des gigantischen Müll- und Recycling-Großkonzerns „Rethmann-Gruppe“?
Der Abfall- und Recyclingmarkt
Es hat den Anschein, als wäre der Abfall-Markt mit all seinen Untergruppierungen hart umkämpft. Die Entsorgungs-Platzhirsche wollen sich offenbar die letzten freien Fleckchen auf der Deutschland-Karte sichern
Wenn wir hier als „Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf, hier leb´ ich noch gerne“ (BU) vor Ort die geplante Ansiedlung von ReFood kritisch beurteilen und hinterfragen, übersehen wir unter Umständen die ganz große Nummer. So sind Entsorgungsbetriebe generell bei Kommunen und politischen Entscheidungsträgern gerne gesehen. Immerhin helfen sie ihnen, das leidige Müll-Thema zu lösen. (Pressemitteilung ReFood)
Nachhaltigkeit wird in diesem Zusammenhang gerne zitiert.
Allerdings ist es damit ähnlich wie bei dem gleichfalls gerne benutzten Begriff „Bio“.
Wo „Bio“ oder „Nachhaltigkeit“ drauf steht, muss es noch lange nicht tatsächlich so enthalten sein oder entsorgt werden.
Außerdem: Wenn Entsorgungsbetriebe mit der gesamten Palette ihrer möglichen Ausbaustufen, die auf der grünen Wiese stehen (Biogasanlage, Fernwärme, Stromeinspeisung, Erzeugung von Bio-Kraftstoff) freuen sich die Politiker. Dann kommt letztlich eine CO2-Gutschrift für Biomethan und das Regierungsgeschäft heraus. Aus der Verwertung von Speiseresten werden somit begehrte „Anrechnungen“ für die Klimaziele geschaffen.
Gegen diesen Erzeugungsprozess an sich spricht aus momentaner Sicht der Dinge nichts. Das Konzept von ReFood und der Rethmann-Gruppe ist so schlecht nicht. Irgendwie müssen überlagerte Lebensmittel aus Handel und Speisereste aus Großküchen (Altenheime, Klinikbetrieben) und der Gastronomie sinnvoll entsorgt werden.
Ist Walsdorf dafür die richtige Standortwahl?
Was steckt wirklich dahinter, wenn ReFood den Standort von Eltmann/Limbach, an dem Erweiterungspläne bereits genehmigt sind, aufgeben will. Was macht Walsdorf in Wirklichkeit so begehrlich? Warum spricht der Geschäftsführer von ReFood davon, dass Walsdorf gemäß dem firmeninternen, computergestützten-Optimierungsprogramm zum priorisierten Standort gekürt wird?
Was macht die benachbarte Tierkörperbeseitigungsanlage und die angestrebten „Synergien“ so attraktiv?
(ReFood Standorte in Deutschland)
Standorte mit direkter Nachbarschaft zu Tierkörperbeseitigungs//-verwertungsanlagen: Malchin, Mützel, Marl, Rivenich, Hüttenfeld
Beginnt es, wie an anderen Standorten des Großkonzerns auch, als Niederlassung von ReFood und endet dann, mehr oder weniger zwingend, mit dem gesamten Ausbau à la Rethmann? Also irgendwann doch Lebensmittel-Recycling? Irgend wann doch die jetzt noch verneinte Biogas-Anlage, weil die in Schwallungen ausgelastet ist? Kommen dann nach Jahren doch noch Blockkraftheizwerk, Stromeinspeisung und Erzeugung von Bio-Kraftstoff dazu? Dann reden wir nicht mehr von einem Gewerbe-, sondern einem Industriegebiet.
Ein schwieriges Thema.
Im Gespräch
Um diese Vielschichtigkeit, vor allem aber auch die Strategien von ReFood, besser verstehen und einordnen zu können, habe ich mich für unsere „Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf, hier leb´ ich noch gerne“ zur bessere Einschätzung in Fachkreisen umgehört und zahlreiche Gespräche geführt.
Nach tiefgehender Recherche hat mir vor allem ein Mann geholfen, der auf Führungsebene solche Vorhaben selbst umgesetzt hat. Er will in diesem Zusammenhang namentlich nicht genannt werden, kennt sich jedoch mit dem Aufbau und der Positionierung solcher Unternehmen ausgesprochen gut aus. Als Executive Manger mit über 20jähriger C-Level-Erfahrung in der Führungsebene hat er als Kenner solcher Projekte, die Positionierung von ReFood und der Rethmann-Gruppe genauer unter die Lupe genommen und für uns analysiert. Das Fazit des Strategie-Experten, nennen wir ihn „Herr Kenner“: „Ihr passt genau ins Beuteschema“.
Fragen und Antwort
BU-Frage:
Was zeichnet ReFood und seine Arbeitsweise als Lebensmittelentsorger aus?
Der Kenner:
Das ReFood System ist ein skalierbares und standardisiertes Industrie-, Produkte- und Dienstleistungs-System. Dies ist ein spezifiziertes Verfahren zur Gewinnung von Biomasse aus Speiseresten und überlagerten Lebensmitteln.
Biomasse wiederum ist spezifiziert zur Erzeugung von Biogas und deren Nutzung in darauf spezifizierten Blockheizwerk (BHKW) – Anlagen. Dieses System ist aufeinander abgestimmt entwickelt worden, um den optimalen Wirkungsgrad in der Energieerzeugung und der Nutzung der Input Faktoren zu erzielen.
Technisch spiegelt sich die Standardisierung in den entwickelten Verfahren und Verarbeitungsprozessen, den zum Einsatz kommenden Maschinen und Anlagen, in den Layouts und der Bauausführung von Hallen und Gebäude wieder.
Das standardisierte, operative Geschäftsmodell zeigt sich in der Größe der jeweiligen (neuen) Niederlassungen von ReFood.
Es ist gekennzeichnet durch:
• Installierte Verarbeitungs- und Erzeugungskapazität
• Anzahl der zum Einsatz kommenden Müll-Fahrzeuge
• Standardisierte Müll-Tonnen und Kreislaufverkehr
• Einzugsgebiet eines Standortes <= 100km Umkreis
• Anzahl und Qualifikation der Beschäftigten in einer Niederlassung
Die Standards hat man mit ausgewählten Herstellern, Lieferanten und Dienstleister entwickelt. Sie alle kommen bei dem Roll-Out einer neuen Niederlassung zum Einsatz.
Lokale Unternehmen kommen weder in der Investitionsphase (Aufbau) noch in der operativen Betreuung (Betrieb) zum Einsatz. Im günstigsten Fall kann es vereinzelt zu Sub-Kontraktor Beziehungen kommen, sofern die Qualifikation und Leistungsfähigkeit eines Betriebes vor Ort gegeben ist.
BU-Frage:
Wie sollen wir als Walsdorfer dieses gewohnte Vorgehen von ReFood und den angeschlossenen Unternehmen einschätzen?
Der Kenner:
Ich habe mir jetzt die Geschäftsmodelle von ReFood und SARIA bis auf etwa 20 Jahre in der Vergangenheit angeschaut.
Wichtig dafür waren für mich die Frage „Wo komme ich her?“ und „Wo will ich hin?„, um das strategische Drehbuch zu erkennen und zu selektieren.
Tatsächlich gab es auch einen „Piloten“, oder „Blue Print“ genannt. An diesem ist sehr gut zu erkennt, wie man die Elemente des Geschäftsmodells zusammengesetzt hat. Danach ist man in die heute gebräuchliche Vervielfältigung gegangen.
Auch die Entwicklung europäischer Richtlinien und nationaler Gesetzgebungen wurden dadurch proaktiv beeinflusst. Schließlich löste man für die Kommunen das unschöne Thema „Abfall“ und seine Probleme.
Somit hatte die Rethmann-Gruppe von Anfang an die Unterstützung der Kommunen.
BU-Frage:
Was kommt nach ihrer Einschätzung auf Walsdorf zu, wenn ReFood sich ansiedelt?
Aus Sicht von ReFood. Was ist mit der direkten Nähe zur scheinbar so interessanten Tierkörperbeseitigungsanlage und den „Synergien“ , die man nutzen will?
Der Kenner:
Jetzt, so nach kurzer Auswertung meiner Analyse (Anmerkung BU: die Fragen wurden zum 26.03.21 gestellt), kann ich vorab nur eines sagen:
„Ihr passt in das strategische Beuteschema und seid der angestrebte „Blue Print“ für Bayern.
Alle Ausbaustufen sind unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von Interesse.
Das Gespräch für die BU führte Birgit Wolfrum-Reichel.
Die Identität des Strategie-Experten ist bekannt und geprüft.